Kunst & Kultur - Osterhofener Kocherlball
Osterhofener Kocherlball
Volkstanz und Tanzlmusi mit der Liachtmess Musi und den Tanzmeistern Regina Kasberger und Daniel Kainz.
Ausweichtermin: Sonntag, 30. Juli
Mit den Hühnern aufstehen– das ist für begeisterte Volkstänzer eine wahre Freude, wenn ein Ereignis wie ein Kocherlball ansteht. Beim inzwischen 11. Osterhofener Kocherlball am kommenden Sonntag, 23. Juli, im Stadtpark beginnt das boarische Tanzvergnügen um 6 Uhr früh. Und selten sieht man an einem so frühen Sonntagmorgen mehr strahlende Gesichter.
Angeleitet werden die tanzlustigen Gäste bei dieser Tanzveranstaltung nach einer alten Münchner Tradition heuer wieder von den Tanzmeistern Regina Kasberger und Daniel Kainz, die im letzten Jahr ihren Einstand als Vortänzer hatten. Aufgspuit wird zu Tänzen wie Sternpolka, Zwiefachem und Siebenschritt von der Liachtmess Musi. Aber keine Sorge: Auf Perfektion beim Tanz wird dabei kein zu großer Wert gelegt - der Spaß steht im Vordergrund. Drum freut es die Veranstalter von Köcheverein Bayerwald e.V. und städtischem Kulturreferat wenn viele kommen, Jung und Alt, und auch Anfänger.
Und wenn dann manche Gäste verkleidet als Kocherl, Hausdienstboten, im alten Bürgergwand oder in Tracht erscheinen, die Biertische mit Spitzendecken, Kerzenleuchter und Blümchengschirr eindecken, dann wird der frühmorgendliche Tanz im Stadtpark sicher auch heuer ein ganz besonderes Erlebnis. Was die Kleidung betrifft, wünschen sich die Initiatoren natürlich möglichst viel Fantasie und Engagement. Aber auch wer kein Spitzenschürzl oder Häuberl, blumengeschmückten Strohhut oder Zylinder auftreibt ist beim Kocherlball herzlich willkommen. Die Freud an authentischem Volkstanz und Volksmusik zählt.
Zum Kocherlball wird der Stadtpark mit Biergarnituren möbliert, das Essen fürs morgendliche Picknick können sich die Gäste mitbringen. Aber auch die Bayerwald-Köche versorgen das Tanzvolk mit Weißwürsten und Frühstücksbroten. Einen Ansturm wird es auch wieder auf die Dotschnzipfl geben – schmalzgebackene Krapfen, die die Köche vor Ort frisch ausbacken. Mitgebrachte Getränke – auch so will es die Kocherlball-Tradition – sind dagegen nicht gerne gesehen.
Bei Regen findet der Osterhofener Kocherlball am darauffolgenden Sonntag, 30. Juli, von 6 Uhr bis 10 Uhr im Stadtpark statt.
Die Veranstaltung ist dem „Münchner Kocherlball“ nachempfunden. Im 19. Jahrhundert trafen sich immer am frühen Sonntagmorgen die Münchner Dienstboten im Englischen Garten, um ausgelassen zu feiern und zu tanzen. Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg, ehemaliger Intendant der Festspiele Europäische Wochen war es, der 1989 als künstlerischer Leiter der 200-Jahr-Feier des Englischen Gartens den Kocherlball wieder aufleben ließ.
Seither hat sich der Tanz im Morgengrauen in der Landeshauptstadt zur Großveranstaltung entwickelt, die inzwischen immer am 3. Sonntag im Juli bis zu 15.000 Gäste zum Chinesischen Turm im Englischen Garten lockt. Dort wird dann in Tracht oder in bürgerlicher Kleidung des 19. Jahrhunderts gegessen, getrunken und nicht zuletzt getanzt. Dem Münchner Vorbild treu bleiben wollen auch die Osterhofener Organisatoren mit ihrem Kocherlball. Gefeiert wird bei freiem Eintritt von 6 Uhr bis 10 Uhr.
Entstanden ist der „Dotschn- und Kocherlball“ Ende des 19. Jahrhunderts in München. Weil die Dienstboten in den Herrschaftshäusern damals abends keinen Ausgang hatten, trafen sich die Dienstmadln (Dotschn), Köchinnen, Hausdiener, Laufburschen und Kutscher halt im Sommer am Sonntag frühmorgens zum Tanz – wenn die Herrschaft noch schlief. An die 5000 Münchner Hausangestellte kamen dabei regelmäßig am Chinesenturm zum Tanz zusammen. Und erst um zehn, wenn die Kocherl wieder am Herd zu stehen hatten, war die Gaudi vorbei. Und eine Gaudi muss es gewesen sein. Denn im Jahr 1904 wurde Veranstaltung aus „Mangel an Sittlichkeit“ verboten.
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